Wer hat nicht schon versucht, ein lästiges Muster oder ein negatives Verhalten zu ändern? Und doch scheitern viele daran. Denn bisherige Prägungen, Erfahrungen und innere Glaubenssätze sitzen tief. Die meisten Grundüberzeugungen über uns und das Leben, wie es sein sollte, haben wir bereits früh in unserer Kindheit gelernt.
Und die lassen sich nicht so leicht abzuschütteln, sie halten sich hartnäckig. Unbewusst sabotieren wir uns dadurch jedoch selber. Wenn wir weiterkommen wollen, tun wir gut daran, einige wesentliche Aspekte zu beachten, damit nachhaltige Veränderung gelingen kann.
Was machen wir Menschen nicht alles, um etwas Liebe, Anerkennung oder Zugehörigkeit zu erhalten. Wir vollführen Kapriolen und geben unser Bestes, um das Loch in unserem Herzen zu stopfen, das sich immer wieder zeigt und schreit: „Fülle mich!“ Dieses Loch ist bei denjenigen von uns noch etwas ausgeprägter, die wir als Kind nicht die Nestwärme, die sicher Bindung, den Schutz und die Unterstützung erhalten haben, die wir dringend gebraucht hätten. Nicht wenige verbinden ihre Kindheit zudem mit unschönen oder gar traumatischen Erfahrungen. Auch wenn wir uns vielleicht nicht mehr bewusst an frühere Erlebnisse erinnern können, laufen die damit verbundenen Prägungen und Programme im Hintergrund nach wie vor mit und bestimmen unbewusst unser Denken, Fühlen und Handeln im Alltag. Dies hat auch Auswirkungen auf unsere Beziehungsgestaltung. Erst wenn wir dies bewusst zu reflektieren beginnen, können wir aussteigen und etwas daran ändern.
Viele unserer Muster haben wir bereits früh in unserer Kindheit etabliert. Um emotional über die Runden zu kommen, waren wir sehr einfallsreich: „Wie muss ich mich verhalten, dass ich von Mamma und Papa geliebt werde? Was muss ich tun, damit ich akzeptiert werde und dazugehöre?“ Als Kinder machen wir früh die Erfahrung, dass die Liebe oft an gewisse Bedingungen geknüpft ist und wir uns die Akzeptanz „verdienen" müssen, z.B. indem wir lieb, brav, angepasst, still oder hilfsbereit sind. Aber das hat Auswirkungen. Aufgrund solcher Erfahrungen entwickeln wir unbewusst Bewältigungsstrategien und Schutzstile, mit denen wir uns heute noch durchs Leben navigieren. Typische Schutzstrategien können sein: Perfektionismus, Rückzug, Harmoniesucht, Macht-, Leistungs- oder Kontrollstreben, Anpassung, Opferhaltung, Helfersyndrom etc. Wir laufen als Erwachsene immer noch in dieser alten Rüstung herum, die einst als Kind hilfreich und schützend war, die aber heute längst nicht mehr nötig ist. Meist erst durch den Weckruf einer Krise, Krankheit oder einen Konflikt – oft zwischen dem 30-50 Lebensjahr – wachen viele auf: So nicht mehr! Dies steht oft am Anfang eines tiefergreifenden Veränderungsprozesses.
Einer meiner Glaubenssätze aus der Kindheit lautete: „Ich bin immer für die gute Stimmung verantwortlich. Nur wenn ich für Harmonie sorge, dann werde ich geschätzt und gehöre dazu.“ Ich hatte lange Mühe, mich gut abzugrenzen und auch meine Bedürfnisse einzubringen. Bereits als Kind versuchte ich in der Familie Streit zu schlichten und zu vermitteln. Dies war unbewusst mein „Auftrag“. Damit kam ich auch im weiteren Leben ziemlich gut voran, bis ich in Beziehungen und meinem Führungsalltag Mitarbeitern gegenüber auch negatives Verhalten konfrontieren und unbequeme Dinge ansprechen musste. Das lief 180 Grad gegen meine Grundüberzeugung und brachte mich in arge Bedrängnisse.
Vielleicht kennst du ähnliche Glaubenssätze? Folgenden Grundüberzeugungen begegne ich in der Beratung öfters: „Nur wenn ich mich anpasse, lieb nett und freundlich bin, gehöre ich dazu. Ich muss immer helfen, nur so habe ich eine Lebensberechtigung. Ich muss alles kontrollieren, nur so bin ich sicher. Ich muss mich ständig zurückziehen wenns stressig wird, nur so kann ich mich schützen. Nur wenn ich alles perfekt mache, werde ich nicht abgelehnt etc. Andere innere Überzeugungen können lauten: ich bin nichts wert, niemand mag mich, ich bin doof, ich bin nicht willkommen, ich bin für alles alleine verantwortlich, etc.
Hinterfrage solche destruktiven Glaubenssätze! Glaube nicht allem, was du denkst. Ist es wirklich wahr, was ich denke? Wie geht es mir, wenn ich diesem Gedanken glaube? Wer wäre ich ohne diesen Gedanken? Könnte es nicht auch ganz anders sein? Was könnte das Gegenteil des bisherigen Gedankens sein? Könnte dies genauso wahr sein? Ersetze diese konsequent mit Wahrheit und biblischen Werten.
Studien haben gezeigt, dass wir in Veränderungsprozessen meist vier Phasen durchlaufen. In meinem Buch „Nur wer sich ändert, bleibt lebendig" zeige ich dies anhand von vier Zimmern auf: Zufriedenheit, Verleugnung, Chaos/Verwirrung und Erneuerung. Wir durchlaufen jedes von ihnen auf unserer Reise. Im letzten Zimmer geht es vor allem um die Erneuerung unseres Denkens, Fühlens und Handeln. Sich Neuem zu öffnen, Veränderungen anzupacken und alte Rüstungen loszulassen heisst eben auch, sich auf unbekanntes Terrain zu wagen. Dabei ist die Erneuerung des Denkens und was wir über uns selber glauben zentral. „Was ich dir jetzt rate, ist wichtiger als alles andere: Achte auf deine Gedanken und Gefühle, denn sie beeinflussen dein ganzes Leben!" (Spr. 4,23)
Ich mache dir Mut, deine persönlichen Veränderungsweg zu gehen und dich mit den tieferen Schichten deiner Persönlichkeit auseinanderzusetzen. Das setzt frei und macht beziehungsfähiger. Suche wo nötig Unterstützung in deiner Gemeinde oder bei einem Berater/Seelsorger. Rechne dabei ganz neu mit Gottes Geist, seiner Liebe und Annahme. Steige mutig aus der Opferrolle aus und beginne bewusst, Verantwortung für dich und dein Leben zu übernehmen. Versuche nicht, alles auf einmal zu ändern. Einen Schritt mehr als bisher genügt. Wenn du strauchelst, steh wieder auf, richte deine Krone und bleib dran. Dieser Prozess führt zu mehr Zufriedenheit, Tiefe, Erfüllung und Freiheit in Ihrem Leben.
Christoph Hickert ist Dipl. Coach & Supervisor BSO und psychologischer Berater in eigener Beratungs-Praxis in Männedorf (Schweiz).
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