Wir alle träumen von einem Ehemann oder einer Ehefrau. Oft konzentrieren wir uns auf das Äussere der Person. Tief im Herzen sehnen wir uns nach der bedingungslosen Liebe des Partners, von dem wir träumen. Die Frau träumt von den romantischen Momenten, in denen ihr Mann um sie wirbt. Der Mann träumt von der überragenden weiblichen Schönheit, die ihn so fasziniert, dass er bereit ist, alles in seinem Leben aufzugeben. Das sind die persönlichen, unausgesprochenen Träume der Partnersuchenden. Die Realität ist jedoch etwas komplexer. Ja, es wird romantische Momente geben und ja, der Ehemann darf sich an seiner Geliebten erfreuen. Es ist aber auch so, dass man als Paar viele Herausforderungen gemeinsam meistern muss, um diese Momente geniessen zu können. Der Charakter oder die Prägung des Partners hat viel damit zu tun, wie viele Herausforderungen und Reibungen wir in der zukünftigen Ehe haben werden.
Eltern freuen sich über die Geburt ihres Kindes. Von Geburt an versuchen die Eltern, das Kind so zu lieben und zu erziehen, wie sie es für gut und nützlich halten. Die Strategien und Werte, die Eltern bei der Erziehung anwenden, sind sehr unterschiedlich und hängen stark davon ab, was die Eltern selbst erlebt haben. Auch davon, welchen Glauben sie haben und in welcher Kultur sie leben. Gott gibt jedem Kind eine Seele, einen Geist, einen Verstand und die Fähigkeit, sehr schnell zu lernen und zu begreifen. Alles, was wir als Kind von der Zeugung an erleben, wird in unserem Bewusstsein oder Unterbewusstsein gespeichert. Jeder neue Lernprozess des Kindes wird dann im Unterbewusstsein mit dem neu Gelernten verglichen und gespeichert. Was sind nun die häufigsten Arten von Prägungen?
«Ein guter Ruf ist wertvoller als grosser Reichtum, Ansehen ist besser als Silber und Gold. Reiche und Arme begegnen sich, erschaffen hat sie alle der HERR.» Sprüche 22,1-2
Grundsätzlich ist es unmöglich eine perfekte Person zu finden, die nur gute Prägungen erhalten hat. Das gibt es gar nicht. Es geht also darum eine Person zu finden, die in vielen Prägungen ähnlich ist, oder die uns in unseren Schwächen ergänzen könnte.
«Wer auf seinen eigenen Verstand vertraut, ist ein Dummer, wer aber seinen Weg in Weisheit geht, wird gerettet.» Sprüche 28,26
Gott hat etwas Wunderbares in uns hineingelegt, so dass wir oftmals eine Attraktion verspüren für einen Partner, der ergänzende Prägungen hat. Gott möchte das wir als Ehepaar ein Fleisch werden und uns ergänzen und bestätigen. Wir nennen ein paar Beispiele:
Die Zeit des Kennenlernens ist sehr wichtig. Du hast sicher einen Freund oder eine Freundin, der oder die gut zu dir ist. Verliebte Menschen sind oft blind, wenn es um das Erkennen von Prägungen geht. Oder Du erkennst bei Deinem zukünftigen Partner eine Prägung, die Dich stört, aber Du willst diesen Menschen nicht verlieren und drückst ein Auge zu. Nimm Dir Zeit und frage Deine engsten Freunde, was sie von Deinem Schatz halten. Andere Menschen haben oft ein besseres Gespür für die Charaktereigenschaften des Partners.
«Höre auf den Rat und nimm die Unterweisung an, damit du weise wirst für die Zukunft. Im Herzen eines Mannes sind viele Pläne, aber der Ratschluss des HERRN wird Wirklichkeit.» Sprüche 19, 20-21
Man kann nicht einfach sagen, wer zu einem passt. Es kommt darauf an, wie Gott dich in deinem Leben geformt hat. Aber es ist wichtig zu überlegen, wie ich mit einer bestimmten Prägung des anderen umgehe, wenn ich bereit bin, mich in einem Ehebund lebenslang zu binden. Nur ein Beispiel: Eine Frau wächst auf einem konservativen Bauernhof im Emmental auf und verliebt sich in einen Mann, der zwar in der Schweiz aufgewachsen ist, aber von der mexikanischen Kultur geprägt wurde. Wie stehen die Chancen, dass das gut geht? Jetzt nehmen wir eine Frau, die in der Stadt Zürich aufgewachsen ist, fliessend Spanisch spricht, die Kultur sehr gut kennt und jedes Jahr nach Mexiko in die Ferien fährt. Diese Frau verliebt sich auch in einen Schweizer mit mexikanischen Wurzeln. Da ist die Ausgangslage viel besser, dass es weniger Reibereien geben wird.
Die Frage, die man sich stellen muss, ist eigentlich folgende: Mit wie vielen Prägungen des zukünftigen Partners bin ich bereit zu leben und mich anzupassen, auch wenn sie überhaupt nicht meinem Umfeld oder meiner Denkweise entsprechen? Diese Frage kann nur man selbst beantworten. Das Problem ist aber, dass wir oft naiv sind und die Auswirkungen von Prägungen oder Prägungskonflikten gar nicht kennen. Deshalb kann es sinnvoll sein, sich im Freundeskreis umzuhören, ob jemand Erfahrungen mit diesen Unterschieden in einer Beziehung hat.
Du darfst Dir aber auch nicht den Kopf zerbrechen und sagen, nur weil jemand bestimmte Prägungen hat, passt er nicht zu Dir. Denn Ehen mit den besten Voraussetzungen können zerbrechen. Dann gibt es aber auch Beziehungen mit den unterschiedlichsten Prägungen, die lebenslang und erfolgreich sein können. Liebe hat viel mit Gnade zu tun. Gott allein kann dich befähigen, deinen zukünftigen Ehepartner zu lieben und zu schätzen. Ein wichtiger Teil des Gelingens in der Ehe ist der Glaube, den wir teilen. Wenn die Herausforderungen kommen, kommt oft der Zweifel: Habe ich vielleicht den falschen Partner geheiratet? Das ist eine Lüge des Teufels. Sobald man an der Liebe und der Beziehung zweifelt, hört die Bereitschaft auf, sich zu verändern und anzupassen. Aber ein Paar, das im Glauben daran festhält, wird sich ständig aneinander anpassen müssen. Es gibt so viele Veränderungen in einem Leben mit Familie, Beruf, Kindern, Wohnort etc. Vielleicht ist eine der wichtigsten Lektionen die folgende: Versuche nicht, die Prägungen Deines Partners zu ändern, denn Prägungen sind tief verwurzelte Werte, die sich nicht oder nur schwer ändern lassen. Die einzige Möglichkeit, die Dir bleibt, ist, Dich den Prägungen Deines Partners anzupassen, weil Du ihn oder sie liebst. Die Frage ist also, wie viel Gnade und Energie Gott Dir gibt, um Dich Deinem Partner anzupassen. Die Weisheit des Heiligen Geistes besteht darin, zu erkennen, wo ich Kompromisse eingehen muss und wo wir einander tolerieren können.
Daniel Wagner, 1969, verheiratet und wohnhaft im Zürcher Oberland. Nach einem Theologie-Studium in Frankreich absolvierte er eine Weiterbildung als Lehrer und Pädagoge und doktorierte in den USA (Ed.D).
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